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Stromunternehmen haben in ihrer Sonderstellung das Scheitern nie gelernt

Analyse zur Versammlung der IG-Erdkabel am  11. September 2019

von Franz Rohrmoser Konfliktforscher

IG-Erdkabel – Vorstandsmitglied und „aktion21-austria“ Obmann  Franz Köck leitete am 11. September 2019  in Salzburg
eine spannende Podiumsdiskussion

Es war ein hochgradig besetztes Podium der  IG-Erdkabel und „aktion21-austria“.  Der nunmehr fast 40 Jahre andauernde, aber in den letzten Jahren zugespitzte Kampf gegen die Freileitung 380 KV auch  durch das Land Salzburg war das Thema. Die 2011 gegründete Widerstandsbewegung IG-Erdkabel bündelte in dieser Versammlung nochmals fundiert ihre Argumente gegen die 380 KV Freileitung.  Es wird klar: Die Freileitung ist ein Auslaufmodell, die Zukunft liegt - so wie in Deutschland bereits üblich - beim Erdkabel. Aus allen betroffenen Gemeinden waren viele  engagierte Bürger angereist-lediglich die eingeladenen Politiker(Innen)  und Einreichers APG  glänzten  mit Ausnahme von NEOS geschlossen durch Abwesenheit.

Beginnend von dem betroffenen Bauern aus Adnet Mathias Höllweger, folgend vom der Leiter des Salzburger  Naturschutzbundes Dr. Winfrid Herbst dem  folgend sprach Franz Köck als Vorsitzender mit fundierten  Kenntnissen als Gesundheitsexperte, es folgte ihm der hochversierte Techniker Ing. Ingo Rennert aus Nord-Deutschland der dort erfolgreich bei der Erdleitungsplanung (Süd Link) maßgeblich tätig war,  darauf sprach Elmar Niederkofler und abschließend der Fachmann für Geologie Prof. Dr. Georg Spaun

Als Konfliktforscher, aber bisher mit dem Thema nur allgemein  befasster Teilnehmer wurde mir hier klar, dass die Argumente und das gesammelte Wissen dieser Expertengruppe gegen die Freileitung auf hohem Niveau steht, das zieht sich durch  von der Kostenfrage, Sicherheitsfrage, Leistungsfrage, Lebensdauer,  der Gesundheitsfrage etc. bis zur Information, dass das Erdkabel sich in Deutschland bereits weitgehend durchgesetzt hat.  Alles wird  logisch mit Fakten und mit Hausverstand durchargumentiert, es ist nachvollziehbar und ausgereift: Dem Hausverstand folgend kann man diese  Hochspannungs-Freileitung längst nicht mehr errichten.

Die Frage die ich mir dabei  stelle, oder die Frage die zu stellen ist lautet:  befindet  sich die Starrheit und Unbeweglichkeit der Betreiber der Freileitung und deren politischen und fachlichen Befürworter überhaupt noch auf der logischen, rationalen, wirtschaftlichen und  wissenschaftlichen Ebene oder tritt hier eine Denksperre, bzw. eine Erstarrung ein,  die heißt:  

Was nicht sein  darf ist nicht, weil man sich so weit hinausgelehnt hat, kann  man nicht mehr zurück !!!

Begründung: Ein Zurückrudern der Befürworter  ist sehr schwer oder geht nicht, weil:

  • Durch den mittlerweile Jahrzehnte langen  Einsatz für die Freilandleitung zahlreicher Institutionen entstanden extrem  hohe  Kosten für Vermessungen, Planungen , Verhandlungen, Gutachten und unglaubliche Personalkosten von teuren Fachpersonal und Führungskräften.  Das heißt es steckt bereits so viel Kapital drinnen das das Bewusstsein ihrer Beteiligten bindet.
  • Es wurde von den vielen Befürworten jahrelang Überzeugungsarbeit,  Dies geschah auch mit dem tatsächlichem Glauben, das es das Richtige ist. Das  alles prägt , es wurde zu ihrer Identität und das bindet auch sehr stark ihr Bewusstsein.
  • Die Großunternehmen für Energie und Strom  bewegen sich nicht im normalen wirtschaftlichen Konkurrenzfeld, sie sind in einer privilegierten Sonderstellung, das macht sie  abgehoben, arrogant weil  sie dabei kaum vom Bürger als Kunden abhängig sind, sie führen einen Staat im Staate. Wenn Fehler passieren werden die Defizite und Verluste  den Bürgern weiterverrechnet. Die brauchen aus Fehlern nicht zu lernen und haben keine Lernkultur aus dem Scheitern erworben.
  •  In ihrer Arroganz und Sonderstellung haben Energiegesellschaften das Scheitern nie gelernt, Sie sind es gewohnt sich die Sache zu richten, die Politik zu kaufen, Bürger zappeln zu lassen und haben in ihrer Verwöhnung gerade deshalb ein Umdenken überhaupt nicht  gelernt. Es kann  und darf also nicht wahr sein dass man für den falschen Weg kämpfte.

  • Der Prestigeverlust und Gesichtsverlust von Politikern die sich vom Kapital der Stromgesellschaften schieben und kaufen lassen,  ist enorm. Mit dem Eingeständnis des  Scheiterns würde  offengelegt,  dass sie sich kaufen ließen. Das kann man nicht zulassen.

  • Scheitern ist in verwöhnten, privilegierten   Gesellschaftsgruppen, als Solches sehr tabuisiert. Ein Verständnis dass man aus dem Scheitern lernen kann, ist nicht vorhanden.

Sieht man sich diese Argumente, warum das   Zurückrudern nicht  geht,  im Zusammenhang an, dann wird klarer:

  • dass das Verleugnen, das „Nicht-wahrhaben -wollen“ aus einer großen Angst heraus kommt und eine solche Art von Angst macht aggressiv.
  • das diese Angst nicht ertragen wird, sie ist zu groß, sie wird auch nicht verstanden daher wird sie in den Untergrund, ins Unbewusste verdrängt.
  • dass solche verwöhnte Gruppen, wie die Energiegesellschaften, kein Verständnis und  keine Übung haben ein Scheitern auch positiv zu sehen um  daraus zu lernen.

Der Lösungsansatz könnte sein:

  • Zunächst die Aufmerksamkeit, den Fokus darauf zu richten:
  • Erstens: die Umsetzung der Erdverkabelung ist nicht mehr primär eine technische  Frage ist, sondern sie steckt  „beim nicht mehr Zurückkönnen der mächtigen Freileitungs-Befürworter“.
  • Zweitens : dieses „Nicht mehr Zurückkönnen“ ist ein verdrängtes Tabu mit nicht gelerntem Scheitern und das macht den Betroffenen große Angst.
  • Drittens: Diese Angst führt zur Verdrängung  des Tabus in das Unbewusste
  • Bewusstseinsbildung, das verdrängte Tabu  wieder aus dem Unbewussten herausholen. Den Zustand offen, konkret ansprechen, denn was nicht verstanden wird, wird wiederholt. 
  • Das bedeutet  die Betroffenen Verdränger einerseits zu konfrontieren ihnen aber andererseits zu helfen indem man sie ermutigt die Angst vor dem Scheitern anzunehmen und zu ertragen. Die Welt bricht deshalb nicht zusammen. Es soll ein positives Verständnis für das Scheitern an sich zu entwickelt werden. Franz

Franz Rohrmoser Konfliktforscher

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